Why is letting go so hard? - baj.

Warum fällt uns Loslassen so schwer?

Ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber es fällt mir extrem schwer, loszulassen. Das Loslassen von Menschen, Beziehungen, Situationen, der Vergangenheit. Ich denke, es wurde mit der Zeit schon besser, was aber nicht bedeutet, dass es nicht jedes einzelne mal wieder hart anfühlt. Es tut weh.

Ich glaube, für viele von uns ist das eins der schwierigsten Dinge, die wir im auf und ab des Lebens überhaupt tun müssen. Tief im Inneren wissen wir alle, dass es Momente, Erinnerungen und Menschen gibt, die wir loslassen müssen, aber god damn, warum ist das so hart?

Zum einen liegt es an unserem Herzen. Unsere Herzen sind hartnäckige Wesen, die an dem festhalten, was uns einst das Gefühl gegeben hat, lebendig, glücklich und verbunden zu sein. Wir klammern uns an die Vergangenheit wie an eine Sicherheitsdecke, auch wenn sie zerschlissen und abgenutzt ist. Diese wichtigen und schönen Erinnerungen, die Wärme einer längst verlorenen Liebe oder die Sicherheit einer Freundschaft, die toxisch geworden ist – sie klammern sich an uns und unsere Herzen und weigern sich, sie loszulassen. Das Verrückteste daran ist, dass wir selbst an den Dingen festhalten, die uns wieder und wieder verletzen.

Der zweite Grund ist Angst. Angst vor dem Unbekannten, Angst davor, etwas zu verlieren, an das wir uns gewöhnt haben. Veränderungen machen einem eine scheiss Angst und der Gedanke daran, wie das Leben ohne diese Person, diesen Job, diese Gewohnheit aussehen wird, macht uns noch mehr Angst. Es ist, als würde man am Rande eines Abgrunds stehen, in einen riesiges Loch blicken und nicht wissen, ob man abstürzt oder nicht. Für mich hat die Angst vor Veränderung und dem Loslassen eines Menschen, einer Situation oder der Vergangenheit viel mit Akzeptanz zu tun. Oftmals möchte ich schöne Zeiten und glückliche Abschnitte meines Lebens konservieren, auch wenn das Glück bzw. gute Gefühl schon lang weg ist. Und indem ich mich weigere, genau das zu akzeptieren, schneide ich mir die Möglichkeit ab, tatsächlich zu sehen was auf der anderen Seite der Angst auf mich wartet. Nämlich Raum und Zeit für Neuanfänge.

Der dritte Grund ist Stolz. Wir wollen insbesondere uns selbst oder aber auch anderen gegenüber oft nicht eingestehen, dass wir Probleme haben, dass uns etwas zur Last geworden ist oder dass wir aus einer Situation herausgewachsen sind. Unser Ego sagt uns immer wieder, dass Loslassen ein Zeichen von Schwäche oder ein Zeichen dafür ist, vor etwas wegzulaufen. Also tun wir so, als wäre alles in Ordnung, auch wenn es eben gerade nicht so ist.

Loslassen erfordert dabei so viel Kraft und genau die haben wir eben nicht immer. Es ist oft so schwer den Mut aufzubringen uns der Situation zu stellen und alles loszulassen, was uns zurückhält. Das würde nämlich auch bedeuten zu akzeptieren, dass wir nicht alles kontrollieren können, dass wir die Vergangenheit nicht ändern können und dass wir uns manchmal dem Fluss des Lebens einfach hingeben und akzeptieren müssen, wenn wir endlich den Raum für Neues geschaffen haben.

Aber neben der Kraft, die wir brauchen, brauchen wir manchmal einfach auch Zeit, um zu akzeptieren, und es ist in Ordnung, sich genau die Zeit zu nehmen, die wir brauchen. Nur weil andere möglicherweise schneller sind oder es für sie einfacher erscheint, den nächsten Schritt zu machen, heißt das nicht, dass wir uns an deren Zeitplan halten müssen. Manche Abschiede kosten wahnsinnig viel Zeit und Energie. Aber irgendwann kommt man an den Punkt, entweder wenn der Leidensdruck unerträglich wird oder man sich immer weniger verbunden fühlt mit der Person, der Energie, dem Ort, dem Job oder was auch immer.

Und rate mal, genau nach diesen Anstrengungen finden Frieden und fühlen uns so frei, leicht und gut. Eben diese Momente geben uns die Chance, zu erleben wer wir wirklich sind, unser wahres Selbst. Das Selbst, zu dem wir geworden sind. Loslassen bedeutet anzuerkennen was wir brauchen und was jetzt am meisten zu uns passt. Wir schaffen Raum für neue Erfahrungen, neue Liebe, neue Erinnerungen. Wir geben uns die Chance zu heilen und zu wachsen. Wir werden frei, unbelastet und leicht.

Ja, loslassen ist ekelhaft schwer. Es ist ein Prozess der Tränen, des Zweifels und der Verletzlichkeit. Aber es ist auch ein Weg der Erneuerung, in eine andere, mehr auf uns aufgerichtete Zukunft. Also, tief einatmen und einfach springen. Es ist Zeit loszulassen und genau das anzunehmen, was auf der anderen Seite auf dich wartet.

xx baj.

 

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