Die Dinge laufen nicht immer so, wie wir es uns wünschen. Manchmal gibt es Situationen, die viel Schmerz verursachen. Aber nur weil etwas mit Schmerz verbunden ist, heißt das nicht, dass es tatsächlich auch schlecht ist. Hast du dir jemals etwas so sehr gewünscht und das Leben hat sich trotzdem anders entwickelt, und dann, Jahre später, hast zurückgeblickt und verstanden, dass die Dinge, die du jetzt hast, oder der Weg, auf dem du dich jetzt befindest, so viel besser und so viel mehr ist als das, was du ursprünglich haben wolltest?
Ich war schon mehrere Male an diesem Punkt (selbst das klingt untertrieben). Die meisten Dinge in meinem Leben sind geplant oder ich habe zumindest Vorstellungen, wie sie ungefähr laufen sollten. Eine meiner Traumareaktionen ist Kontrolle oder sagen wir, der Versuch, Kontrolle zu haben. Jedes Mal, wenn etwas anders lief als geplant, fühlte ich mich absolute verloren. Es fühlte sich an, als würde ich die Kontrolle über alles verlieren und ich hatte keine Ahnung, was ich tun soll; es fühlte sich unfair an und manchmal hab ich mich in Selbstmitleid gesuhlt. Manchmal habe ich Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass die Sache, die Chance, die Person, die ich verloren hatte, eigentlich das Beste war, was mir passieren konnte. Ich habe lange nicht verstanden, dass jede Ablehnung eben nur eine Neuausrichtung ist.
Auf den ersten Blick mag eine Neuausrichtung wie ein Rückschlag oder eine Enttäuschung erscheinen – eine Abweichung von dem Weg, den wir so sorgfältig für uns selbst geplant hatten. Wir fühlen uns frustriert, desillusioniert oder sogar niedergeschlagen, wenn wir mit den Gedanken kämpfen, dass sich unsere Träume und Wünsche nicht so entfalten, wie wir es uns erhofft hatten. Bei näherer Betrachtung können wir jedoch erkennen, dass eine Neuausrichtung kein Hindernis ist, sondern vielmehr ein Wegweiser, der uns eine neue Richtung vorgibt, eine neue Chance oder ein Neuanfang bedeutet.
Genau diese Neuausrichtung lädt uns ein, unsere Gebundenheit an bestimmte Ergebnisse aufzugeben und die inhärente Ungewissheit des Lebens zu akzeptieren (was mir oft noch immer sehr schwerfällt). Sie fordert uns auf, die Kontrolle loszulassen und darauf zu vertrauen, dass uns die Weisheit des Universums auf unserem Weg leitet. Auf diese Weise öffnen wir uns einer Welt unendlicher Möglichkeiten und von unvorhergesehenem Glück, die wir vielleicht nie entdeckt hätten, wenn wir einfach auf unserem ursprünglichen Weg geblieben wären.
Eines der größten Geschenke einer Neuausrichtung ist jedoch die Möglichkeit zu wachsen und sich immer mehr selbst zu finden. Wenn unsere Pläne nicht aufgehen, sind wir gezwungen, uns unseren Ängsten, Unsicherheiten und beschränkenden Überzeugungen direkt zu stellen. Wir werden ungewollt aus unserer Komfortzone in das Unbekannte reingezwungen. Gerade in diesen Momenten der Unsicherheit und auch Verletzlichkeit haben wir die Chance verborgene Stärken, ungenutzte Potenziale und schlummernde Leidenschaften in uns zu entdecken.
Darüber hinaus verschafft uns eine Neuausrichtung eine neue Perspektive und einen neuen Sinn für unsere Ziele. Sie gibt uns vielleicht nicht das, was wir uns gerade wünschen, aber das, was wir wirklich auf längere Sicht brauchen. Sie lädt uns ein, unsere Prioritäten, Werte und Ziele im Lichte unserer neuen Umstände neu zu bewerten. Wir stellen vielleicht fest, dass das, was wir einst für wichtig gehalten haben, nicht mehr dieselbe Bedeutung hat und dass unsere wahre Berufung in einer ganz anderen Richtung liegt. Mit jedem Rückschlag gewinnen wir tatsächlich Klarheit, Einsicht und Weisheit.
Nimm dir die Zeit, diese neue Richtung schätzen zu lernen, die sich aus der Enttäuschung ergibt. Schätz die Klarheit, die letztlich aus der Verwirrung entsteht. Manchmal zwingt dich das Leben, einen anderen Weg einzuschlagen, weil du diesen Weg sonst allein nicht gegangen wärst. Eins ist sicher, das Leben wird dich immer dorthin bringen, wo du sein musst, und nicht immer dorthin, wo du sein willst. Auch wenn es manchmal in dem Moment schwer zu glauben oder zu verstehen ist, warum die Dinge so passieren, wie sie eben passieren, wirst du auf lange Sicht Klarheit bekommen.
Und denk immer daran: Mancher Segen tun weh, mancher kommt aus dem Nichts und mancher Segen stellt dein Leben auf den Kopf. Aber eine Neuausrichtung ist keine Strafe, sondern ein Geschenk. Das Geschenk ist die Wendung, die du nicht nehmen wolltest. Das Geschenk ist das Nein, das du nicht hören wolltest. Das Geschenk ist das Ende der Beziehung, von der du dachtest, sie hält für immer. Im Nachhinein betrachtet sind die Dinge, die dich bis ins Mark erschüttern, die größten Geschenke und die Umwege, die Wege die dich zu deinen größten Abenteuern und tiefsten Erkenntnissen führen.
Nimm die Reise an, vertraue dem Prozess (auch wenn es schwer fällt) und lass dich vom Universum, dem Schicksal oder, wie auch immer du es nennen magst, leiten. Du kannst ohnehin nichts dagegen tun, also kannst du es genauso gut genießen.
xx baj.